Am Mittwoch, den 3. Mai fand die vierte ordentliche Sitzung des Studierendenparlaments in der Campo-Mensa statt.
Direkt zu Beginn der Sitzung stand die Vorstellung der Ergebnisse der Mental Health Befragung auf der Tagesordnung. Bereits vor zwei Jahren haben wir als Liste Poppelsdorf zusammen mit der Fachschaft Physik/Astronomie einen Antrag im SP gestellt, welcher die Initiative „Healthy Campus“ der Uni Bonn und die Zentrale Studienberatung aufgefordert hat, eine Befragung zum Themenkomplex „Mental Health“ unter den Studierenden durchzuführen. Healthy Campus unterstütz und fördert einen gesundheitsbewussten und bewegungsorientierten Lebensstils im Studien- und Arbeitsalltag für alle Universitätsangehörige. Die von uns geforderte Befragung wurde Ende 2021/Anfang 2022 durchgeführt und wurde von etwa 1000 Studierenden beantwortet. Einzelne Ergebnisse dieser Pilotstudie und Schlussfolgerungen dieser Pilotstudie wurden von Prof Sandmann (Prorektor für Studium und Lehre), Frau Preuß (Healthy Campus) sowie Jana Rickling vorgestellt. Jana hat die Pilotstudie im Rahmen ihrer Masterarbeit in Psychologie durchgeführt und begann den Bericht im SP mit den Ergebnissen der Pilotstudie. 53 % der befragten Studierenden hatten hierbei angegeben, unter einem sehr hohen Stressniveau zu leiden, 24 % gaben an, dass sie Burnout-Symptome aufzeigen und 15 % gaben sogar depressive Symptome an. Da diese Anteilige höher liegen als in der allgemeinen Bevölkerung, kann auf eine Wechselwirkung mit dem Studium geschlossen werden, so Jana. Als besondere Anforderungen im Studium gaben die Befragten Zeitdruck (68 %), Belastung während der Vorlesungs- und Prüfungszeit (64 %), Study-Life-Balance (40 %) sowie einen Abschluss in Regelstudienzeit (38 %) an. Als positive Ressourcen wurden die Unterstützung durch Kommiliton*innen (55 %), das Qualitätspotential (54 %), die Bewertung von Prüfungen (53 %) sowie die Unterstützung durch die Lehre (39 %) angegeben. Im Vergleich der verschiedenen Gruppen zeigten Studierende in den Masterstudiengängen weniger Probleme im Mental Health Bereich als in Bachelorstudiengängen, besonders viele Probleme zeigte die Pilotstudie in den Staatsexamen-Studiengängen und ca. 75 % der befragten Studierenden aus den Rechts- und Staatswissenschaften fühlen sich besonders wenig unterstützt. Im Folgenden erklärte Frau Preuß, dass die bestehenden Unterstützungsangebote oftmals nicht bekannt sind oder zum Teil auch ausgelastet sind, sodass sie nicht in Anspruch genommen werden können. Noch in diesem Monat soll es jedoch einen Workshop geben, wie mit den Ergebnissen der Pilotstudie umgegangen werden soll und diese sollen auch in die Fakultäten getragen werden. Neben der Sensibilisierung aller Statusgruppen für das Thema sollen so individuelle wie auch strukturelle Maßnahmen erarbeitet werden.
Die Ergebnisse der Pilotstudie zeigen, wie groß die Probleme im Bereich Mental Health in der Studierendenschaft sind und wie dringend der Bedarf für Verbesserungsmaßnahmen sind. Entsprechend sind wir sehr froh, dass Jana die Pilotstudie auf unseren Antrag hin durchgeführt und ausgewertet hat. Die Diskussion, welche sich der Vorstellung der Pilotstudie anschloss, zeigte jedoch, dass die Universität den Ernst der Lage wohl immer noch nicht ganz erfasst hat und primär um ihren eigenen Ruf besorgt ist. Denn obwohl die Hälfte der Befragten Probleme angaben und sich diese in Zusammenhang mit dem Studium setzen lassen, betonten Frau Preus und Herr Sandmann immer wieder vor allem die individuellen Maßnahmen, um Studierende mit Problemen zu unterstützen. Natürlich sollte das bestehende Unterstützungsangebot ausgebaut und bekannter gemacht werden. Bei einer so hohen Anzahl von betroffenen Studierenden sollte der Fokus unserer Meinung nach jedoch klar auf der Ergreifung von strukturellen Maßnahmen liegen und nicht auf der Behandlung der Symptome, die aufgrund von strukturellen Problemen im Studium auftreten. Sehr überrascht waren wir auch, als Herr Sandmann die Methodik der durchgeführten Pilotstudie und deren statistische Aussagekraft stark kritisierte und betonte, dass die Rohdaten der Ergebnisse nicht veröffentlicht oder den Fakultäten zur Verfügung gestellt werden sollen. Auch wir würden eine Vollbefragung aller Studierenden der Universität zum Thema Mental Health sehr begrüßen, jedoch zeigt die durchgeführte Pilotstudie sehr deutlich, wie schlecht die aktuelle Lage für die Studierenden ist und der Fokus der Universität sollte darauf liegen, wie man die Lage verbessert und nicht auf der Erhebung von mehr Daten in der Hoffnung darauf, dass diese ein weniger schlechtes Bild für die Universität zeichnen. Wir werden uns auch in Zukunft dafür einsetzen, dass die Universität die mentale Gesundheit ihrer Studierenden endlich ernst nimmt und sowohl strukturelle als auch individuelle Maßnahmen ergreift, um diese zu verbessern.
Im Anschluss an diesen langen Tagesordnungspunkt berichtete der AStA von der Arbeit, welche seit der letzten SP-Sitzung gemacht wurde. Neben Gesprächen zur Schaffung von mehr Wohnraum sowie zum Semesterticket, wurde aus dem Referat für Ökologie auch vom Vegan-Vegetarischen Probemonat in der Hofgarten-Mensa berichtet, welchen wir als Teil einer nachhaltigeren Mensa sehr begrüßen.
Am Ende der Sitzung wurde ein Antrag der LUST angenommen, welcher die Aufstellung von Aschenbechern vor dem Universitätsgebäude in der Rabinstraße 8 fordert. Auf die Rückfrage hin, ob sich die Hochschulgruppe im Vorhinein um ein Gespräch mit der zuständigen Hausverwaltung bemüht habe, bekamen wir die seltsame Antwort, dass dies den Beschluss des Studierendenparlaments untergraben würde. Was das heißen mag und an wen genau das SP-Präsidium den Beschluss, welcher sich ganz allgemein an die „Universität Bonn“ richtet, schicken soll, weiß wohl nur die LUST alleine. Wir haben in der Vergangenheit sehr positive Erfahrungen damit gemacht, Anliegen auch konkret mit den zuständigen Ansprechpartner*innen vor Ort zu besprechen und wollen auch in Zukunft daran festhalten, unsere Anträge in Absprache mit allen Beteiligten zu verfassen.