Kategorien
Allgemein

Rektorgespräch Wintersemester 2020

Auf der gestrigen 10. ordentlichen SP-Sitzung war das Rektorat zu Besuch, um sich den Fragen der Parlamentarier zu stellen. Im Vorfeld hatten die SP-Mitglieder einen Fragenkatalog eingereicht, der auf dieser Sitzung thematisiert wurde. Die Antworten auf die Fragen haben wir hier einmal zusammengefasst.

Auf der gestrigen 10. ordentlichen SP-Sitzung war das Rektorat zu Besuch, um sich den Fragen der Parlamentarier zu stellen. Neben Rektor Professor Dr. Dr. h. c. Michael Hoch waren auch Kanzler Holger Gottschalk, die Prorektorin für Studium und Lehre Professorin Dr. Karin Holm-Müller und der Prorektor für Hochschulentwicklung und Chancengleichheit Prof. Dr. Klaus Sandmann dabei. Im Vorfeld hatten die SP-Mitglieder einen Fragenkatalog eingereicht, der auf dieser Sitzung thematisiert wurde.

Aus Zeitgründen konnten leider nicht alle Fragen während der Sitzung beantwortet werden. Auch mussten leider Rückfragen zu den Antworten aus Zeitnot entfallen. Dennoch erhielten wir einige sehr interessante Antworten und, fast noch wichtiger, Einblicke in die Arbeitsweise des Rektorats, gerade im Umgang mit der Pandemiesituation. So wurde uns vorab über die ab heute gültigen neuen Regelungen an der Universität berichtet, die gestern den Tag über im Rektorat erarbeitet wurden sind.

Da es allerdings etwas dauern wird, bis das Protokoll der Sitzung veröffentlicht wird, haben wir einige der Antworten zusammengefasst. Dabei orientieren wir uns an den Themenblöcken, in die die Fragen durch das Präsidium gegliedert wurden und versuchen auch, der Reihenfolge treu zu bleiben.

Umgang mit der Corona-Pandemie und ihren Folgen

Frage 1

Die Bewerbungszahlen für viele Masterstudiengänge sind erheblich zurückgegangen, doch es ist damit zu rechnen, dass sich diese Entwicklung umkehren und Bewerbungszahlen im kommenden Semester nach oben schnellen werden. Wie gedenkt die Uni auf diese Situation zu reagieren? Wird es zusätzlich Masterplätze geben?

Hier antwortete Prorektorin Holm-Müller, dass zwar die Bewerbungen zurückgegangen seien, die Besetzungen der Plätze in den Studiengängen allerdings nicht so stark. Einige Studiengänge seien auch voll besetzt worden.

Frage 2/3

Welche Auswirkungen auf den Studienverlauf und -erfolg beobachten Sie durch die Corona-Pandemie?

Wird der Rektoratsbeschluss zum Studium während Corona verlängert?

Prorektorin Holm-Müller gab hier die Auskunft, dass es bislang keine statistische Auswertung zum Einfluss der Coronapandemie auf das Studium gebe. Allerdings habe das Zentrum für Evaluation und Methoden (ZEM) eine Umfrage unter den Studierenden gemacht, inwiefern sich die Pandemie während des Semesters auf ihr Studium ausgewirkt habe. Hier hätte laut ihr ein Großteil der Studierenden angegeben, dass sie mit der Pandemie insgesamt gut oder ziemlich gut klargekommen seien und die Umstellung auf die digitale Lehre den Umständen entsprechend gut geklappt habe. Viele hätten allerdings auch angegeben, dass sie nicht alles wie geplant hätten durchführen können.

Der Rektoratsbeschluss zur Corona-Epidemie-Hochschulverordnung (im folgenden: Corona-HsVO) sei gestern neu gefasst und in der Form vom Sommer fortgeschrieben worden. Prorektorin Holm-Müller betonte an dieser Stelle, dass sowohl Corona-HsVO als auch der darauf basierende Rektoratsbeschluss besonders die studierendenfreundlichen Regelungen wie zusätzliche Freiversuche bei Nichtbestehen oder einen Rücktritt von der Prüfung bis vor Abgabe der schriftlichen oder Ende der mündlichen Prüfung wieder enthalten worden seien.

Frage 4

Warum war der Uni Bonn im Vergleich zu anderen Universitäten erst so viel später möglich, Lernräume anzubieten bzw. den Lesesaal wieder zu öffnen?

Prorektorin Holm-Müller äußerte zunächst, dass sie es schwierig fände, zu beurteilen, wie die internen Abläufe anderer Unis ausgesehen hätten. An der Uni Bonn sei der Schutz der Beschäftigten sowie der Besucher:innen der Bibliotheken oberste Priorität gewesen, daher sei das Konzept gut durchdacht und sorgfältig vorbereitet worden. Beispielsweise sei auf die Fertigstellung des Reservierungssystems gewartet worden, was zusätzliche Zeit in Anspruch genommen habe. Gleichwohl gab sie zu bedenken, dass die Umsetzung der Uni Bonn sehr gute Bedingungen für Studierende habe, die andere Universitäten nicht erreicht hätten. Allerdings warf sie auch ein, dass diese Bedingungen ab heute nicht mehr gelten, da der Präsenzbetrieb der Bibliotheken wieder eingestellt und nur ein eingeschränkter Ausleihbetrieb ermöglicht werden solle.

Rektor Hoch ergänzte, dass die Öffnung der Bibliotheken eine Koordinierung mit vielen Akteuren erfordert habe. Umgesetzt worden sei unter anderem das, was ihm auch durch den AStA zugetragen worden sei. Es hätte Gespräche mit allen drei großen Bibliotheken bezüglich der Umsetzung gegeben, und am Ende standen Studierenden über eintausend Arbeitsplätze in Bibliotheken und Mensen zur Verfügung. Die Organisation davon habe lange gedauert, allerdings seien sie dieser Betrieb auch im Vergleich zu anderen Universitäten länger aufrecht erhalten worden.

Kanzler Gottschalk ergänzte die vorherigen Anspielungen beider um eine Konkretisierung der ab heute in Kraft tretenden Maßnahmen. Er begann mit der Erläuterung, dass die Universität sich dabei auf die landesweit gültige Corona-Schutzverordnung sowie Allgemeinverfügung stütze. Die Corona-Schutzverordnung sei der Universität erst am Tag der Sitzung zugestellt worden sein, daher erfolgte die Ausarbeitung ebenso komplett an diesem Tag. Die Konsequenz der Neuregelung sei, dass die Präsenzlehre bis zum 10. Januar ausnahmslos eingestellt werde. Gleiches gelte für den Präsenzbetrieb der Bibliotheken sowie für Präsenzprüfungen. [Anm. d. Autors: Die Mensen sind ebenfalls betroffen.]

Abschließend gab er an, dass Bonn seit dem Sitzungstag einen Sieben-Tage-Inzidenzwert von 200 überschritten hätte und somit auch seitens der Stadt Bonn weitere Einschränkungen möglich seien.

Frage 5

Wie stehen Sie zur politischen Inszenierung und Instrumentalisierung von Dr. Hendrik Streeck und seinen Forschungen?

Rektor Hoch hat die Unabhängigkeit der Forschung betont und daher keinen Kommentar und keine Bewertung dazu geben wollen.

Frage 6

Ist das Vorgehen im Rahmen der Heinsberg-Studie Thema disziplinarrechtlicher oder anderweitiger Diskussionen im Rektorat oder Dekanat gewesen?

Rektor Hoch erwähnte, dass die Studie mittlerweile ein Peer-Review-Verfahren durchlaufen hätte. Davon ab gab er an, dass im Rektorat Gespräche zu Arbeiten diverser Forschender, auch außerhalb Bonns, stattgefunden hätten.

Frage 7

Wie eng ist ihr Austausch mit dem Ministerium für Kultur und Wissenshaft [sic!]? Bestehen Bestrebungen,die Regelstudienzeit erneut zu verlängern?

Rektor Hoch erklärte, dass der Austausch mit dem Landesministerium für Kultur und Wissenschaft (MKW) sehr eng sei, da dieses der primäre Ansprechpartner für die Universität sei. Ebenfalls bestehe eine enge Zusammenarbeit mit dem Landesministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MAGS), da dieses gerade im Bereich der Arbeitssicherheit viele Regelungen erlasse und an der Ausarbeitung weiterer Regelungen zum Infektionsschutz beteiligt sei.

Austausch bestünde ebenfalls über die Landesrektoren- und Landeskanzlerkonferenz; in beiden sei die Uni Bonn in der Sprechergruppe vertreten. Die Uni Bonn sei ebenfalls Mitglied des German U15 e.V., eines Zusammenschlusses von 15 deutschen Universitäten mit starker Forschung im Medizinbereich.

Die Regelstudienzeit werde nach der Neufassung der Corona-HsVO analog zum Sommersemester erneut erhöht.

Studium und Lehre

Frage 8

Wie wird die Qualitätssicherung in der digitalen Lehre garantiert?

Prorektorin Holm-Müller gab an, dass die Evaluierung von Pencil and Paper-Umfragen auf digitale Umfragen umgestellt worden sei. Dieses Angebot habe schon seit längerem bestanden und sei auch vor der Pandemie benutzt worden.

Ebenso sei das Angebot der Weiterbildungen ausgebaut worden. So seien neue Schulungen für hochschuldidaktische und technische Weiterbildung für digitale Angebote eingerichtet worden.

Frage 9

Warum finden Lehrveranstaltungen, die keinen Praxisbezug haben, noch in Präsenz statt?

[Wird noch ergänzt]

Frage 10

Lern- und Arbeitssituation am Campus Poppelsdorf
Unabhängig von der Coronapandemie gibt es am Campus Poppelsdorf zu wenige Lern- und Arbeitsplätz- unter normalen Umständen ist die Abteilungsbibliothek MNL und die Arbeitsplätze in der Mensa sind voll. Dieses Problem wird auch schon in einigen Akkreditierungen bemängelt.
a.Wie ist geplant dieses Problem zu beheben?
b.Sind in der kurz- bis langfristigen Planung für die Campuserweiterung studentische Verfügungszentren mit Arbeitsflächen für Einzel-und Gruppenplätzen eingeplant? Falls nein, ist dies möglich?

Kanzler Gottschalk gab an, dieses Problem ebenfalls zu sehen, und zwar nicht nur am Campus Poppelsdorf, sondern an vielen Stellen der Uni, beispielsweise auch im Hauptgebäude. Dabei sei ein großes Problem der Brandschutz, der die Umnutzung vorhandener Frei- in Lernflächen erschwere. Ebenso seien Geldgeber, also das Land NRW, sowie Eigentümer der Flächen und Gebäude, die die Uni benutzt, also der BLB NRW, häufig nicht bereit, mehr Lern- und Arbeitsfläche für Studierende einzurichten, obwohl dies auch von Seiten der Uni gewünscht werde.

Am Campus Poppelsdorf konkret gebe es mit dem neuen Lehr- und Forschungszentrum ein eigenes Bauvorhaben. In diesem sollen auch Arbeits- und Lernflächen eingerichtet werden, ebenso wie ein Café im Erdgeschoss, das auch einen Außenbereich bieten solle. Dieses Gebäude werde gegenüber des Hörsaalzentrums errichtet.

Frage 11

Unter welchen Kriterien werden neue Partneruniversitäten ausgewählt? Gibt es schon Pläne, mit konkreten Universitäten neue Partnerschaften zu schließen, wenn ja, mit welchen?

Laut Rektor Hoch habe die Universität eine systematische Auswertung vollzogen, welche bereits bestehende Forschungskooperationen sowie Studierendenaustauschprogramme an der Universität ermittelt habe. Dabei wurden 400 Forschungskooperationen ermittelt, und aus diesen wurde abgeleitet, wo die wichtigsten internationalen Partnerschaften lägen. Es sei also keine Entscheidung des Rektorats, sondern der bestehenden, dezentral begonnenen Kooperationen der einzelnen Fakultäten, Institute und Forschungsgruppen.

Frage 12

Welchen Eindruck gewinnt das Rektorat über den Stand der Meinungsfreiheit unserer Hochschule unter Berücksichtigung vergangener Studien sowie der Auffassung des Präsidenten des Deutschen Hochschulverbands, Univ.-Prof. Dr. Bernhard Kempen, deren Resultat bzw. Einschätzung insbesondere das Gefühl eines „intoleranten Meinungsklimas“ hervorgehoben hat?

Arbeiten an der Universität

Frage 13–16

Wie gedenkt das Rektorat den immer noch viel zu geringen Professorinnenanteil an der Universität zu steigern?

Wie gestaltet sich die mittel- und langfristige Diversitätsstrategie der Universität? Werden dafür neue Stellen (z.B. in der Verwaltung) geschaffen?


Welche Bestrebungen gibt es, um der Unterrepräsentierung von Frauen in der Lehre entgegenzuwirken?


Möchte das Rektorat darauf hinarbeiten, dass Berufungskommissionen für Professuren geschlechterparitätisch besetzt werden, damit sexistisch beeinflusste Entscheidung vermieden werden? Wenn nein, warum nicht?

Prorektor Sandmann gab an, dass der Anteil der Frauen 2019 bei 26 % gelegen habe. Er erwähnte das Programm Stärkung des Equal Opportunity Processes (STEP). Dieses setze auf finanzielle Stärkungen, um mehr Wissenschaftlerinnen für die Universität zu gewinnen. Sehr stark genutztes Werkzeug an dieser Stelle sei die Vorbesetzung, also die Besetzung einer Stelle einige Jahre, bevor sie frei werde.

2019 seien von den 30 Berufungen 22 % mit Professorinnen besetzt worden, also 7 Stellen. 2020 lag der Anteil bei 45 %, hier wurden 24 Professorinnen berufen. Auch gäbe es aktuell 23 nicht abgeschlossene Berufungsverfahren, bei denen in 12 Frauen auf dem ersten Platz lägen.

Rektor Hoch gab an, dass das nächste Rektorat paritätisch besetzt werden solle.

Frage 17

Recherchen der Liste Poppelsdorf zu Folge werden an der Exellenzuniversität Bonn SHKs, WHFs und WHKs im Vergleich zu anderen staatlichen Universitätenin NRW deutlich unterdurchschnittlich bezahlt. Zum Januar 2021 ist in Bonn im Vergleich zu zwölfanderen staatlichen Universitäten in NRW die Vergütung von SHKs am drittschlechtesten; bei WHFs und WHKs bildet Bonn das Schlusslicht.Prozentual liegt die Durchschnittsvergütung je nach Gruppe zwischen ca. 5 und 12% über dem in Bonn gezahlten Niveau. Seit 2017 wurden die Vergütungssätze nicht angepasst, obwohl die Mieten für Studierenden im selben Zeitraum um knapp 10% gestiegen sind. Bereits in anderthalb Jahren wird der bundesweite Mindestlohn den aktuellen Bonner Vergütungssatz für SHKs überholen.

Kanzler Gottschalk gab hierzu an, dass er selbst auch nicht genau wisse, warum so lange keine Erhöhungen vorgenommen worden sind. 2017 wurde die letzte Gehaltserhöhung vorgenommen, und zum Sommersemester 2021 werde die nächste kommen. Dabei werde das Gehalt der SHKs, WHKs und WHFs um jeweils 50 Cent pro Stunde erhöht.

Den Kalkulationen zufolge entstünden durch die Gehaltserhöhung Mehrkosten in der Höhe von 750 000 € [Anm. d. Autors: vermutlich jährlich]. Die Hälfte hiervon werde aus dem Universitätshaushalt getragen, ergänzt durch Dritt- und Qualitätsverbesserungsmittel. Die Verwaltung sei hier auch in Gesprächen mit den Dekanen, die ihrerseits bei der Erhöhung etwas Zurückhaltung angesichts der steigenden Kosten gefordert hätten.

Langfristig werden die Sachmittel erhöht, sodass die Finanzierung dauerhaft gesichert sei. Die Landesregierung plane, im kommenden Jahr die Hochschulvereinbarung zu verlängern, die auch den Rahmen der Finanzierung enthalte. Der aktuelle Arbeitsentwurf sehe vor, dass die Hochschulen eine Budgetsteigerung von 3 % erhielten, und MKW und Finanzministerium seien hier in einer aktiven Abstimmung.

Kanzler Gottschalk kündigte an, dass 2022 eventuell einer weitere Erhöhung folgen könnte. Mit der 2021 kommenden Erhöhung sei Bonn bei den SHK-Vergütungen in NRW wieder im Mittelfeld mit dem sechsten Platz. Er gibt zu Bedenken, dass Vergütungen im öffentlichen Bereich generell sicherer, aber dafür niedriger als in der freien Wirtschaft seien.

Frage 18

Tutor*innen (der Math.-Nat.-Fakultät) berichten immer wieder, dass die Stundenkontigente von Tutor*innen (auch nach Einbeziehung der geringeren Arbeitslast in der vorlesungsfreien Zeit) nicht ausreichen, um alle anfallenden Aufgaben wie die Korrektur der Übungszettel und die Vorbereitung von Tutorien ohne Überstunden erledigen zu können. Sehr häufig räumt der zuständige Dozierende auch nach Beschwerde keine Arbeitsentlastung durch etwa eine Erhöhung von Abgabegruppengrößen oder Kürzung der Übungszettel ein. Da bislang Überstunden nicht vergütet werden, stehen die Tutor*innen damit vor der Wahl, unbezahlt Mehrarbeit zu verrichten oder auf Kosten ihrer Kommiliton*innen die Lehre schleifen zu lassen. Die Fachbereiche geben den Fachschaften gegenüber an, dass die finanziellen Mittel fehlen, um die Tutor*innen mit einem höheren Stundenkontigent [sic!] anzustellen.
a.Ist Ihnen dieses Problem bewusst?
b.Wie sollten sich Tutor*innen in dieser Lage Ihrer Meinung nach verhalten?
c.Wieso werden Überstunden nicht vergütet, auch wenn es gängige Praxis ist, dass diese anfallen?
d.Welche strukturellen Probleme sehen Sie hinter dieser Gegebenheit? Wie können diese behoben werden? Welche Stelle ist hierfür zuständig? Wie können ggf. die finanziellen Mittel hierfür bereitgestellt werden?
e.Was möchten Sie konkret tun, um die Tutor*innen zu entlasten?

Prorektorin Holm-Müller waren diese Fälle bislang nicht bekannt, sie nehme die Beschwerden allerdings mit zu den Studiendekanen.

Kanzler Gottschalk ergänzte, dass auch ihm dies nicht bekannt sei. Die Richtlinie zur Vergütung sehe eine pauschale Vergütung vor, damit sei eine Überstundenvergütung nicht vorgesehen. Mehrarbeit sei aber vertraglich ebenfalls nicht vorgesehen und dürfe nicht gefordert werden. Bei einer Diskrepanz zwischen Bedarf und Stundenzahl müsse darüber gesprochen werden, beispielsweise die Stundenzahl der Tutor*innen zu erhöhen oder mehr Tutor*innen einzustellen.

Er begrüße es, dass dies dem Rektorat gegenüber kommuniziert worden sei, und empfehle, sich in solchen Fällen mit der Personalabteilung in Verbindung zu setzen.

Prorektorin Holm-Müller ergänzte, dass dies nicht überall passiere, allerdings da, wo es passiere, darüber geredet werden müsse. Sie erwähnte, dass es in fast allen Fakultäten wiederholte Gespräche der Studierenden mit den Dekananten gäbe.

Digitales und UniCard

Frage 19

Leider wird nach wie vor bei vielen Zoom-Veranstaltungen auf das Einschalten der Kamera bestanden. Wie wird mit der Missachtung der Hinweise des Datenschutzbeauftragten durch Dozierende umgegangen?

Prorektorin Holm-Müller betonte, dass die Kamersa nicht angeschaltet werden müssen. Selbst bei Veranstaltungen mit Anwesenheitspflichten gäbe es Möglichkeiten, die Identität ohne eine Kamera zu überprüfen. Fernab der Datenschutzbedenken, die Studierende haben, sehe sie außerdem weitere Gründe, die eine Verwendung von Kameras widersprechen können, beispielsweise eine schlechte Internetverbindung. Als Lösung nannte sie auch hier noch einmal Gespräche mit den Studiengangsmanagern und Studiendekanen.

Frage 20

Alternativen zu Zoom: Ein paar Institute haben ihre eigene jitsi- und BigBlueButton-Instanzen aufgesetzt. Inzwischen scheint das HRZ auch selbst eine BigBlueButton-Instanz aufgesetzt zu haben.
a.Wie weit ist die alternative Infrastruktur?
b.Woran scheitert es im Moment?
c.Wann kann BigBlueButton uniweit benutzt werden und wann werden die Lehrenden entsprechend gebrieft?
d.Wie läuft die Zusammenarbeit mit dem Deutschen Forschungsnetz? Was verhindert die Nutzung von DFNconf?

Kanzler Gottschalk gab an, dass inzwischen Alternativen zu Zoom bereitstünden. Das Hochschulrechenzentrum (HRZ) arbeite an der Umsetzung einer BigBlueButton-Instanz (BBB), die universitätsweit zur Verfügung stehen solle. BBB habe allerdings vergleichsweise hohe Anforderungen an das Endgerät und sei daher eher für kleine Veranstaltungen sowie datenschutzkritische Veranstaltungen wie Bewerbungsgespräche oder Prüfungen vorgesehen [Anm. d. Autors: Mit Endgerät ist hier vermutlich eher Server gemeint].

In DFNconf sei einiges investiert worden, doch die Performance reiche für große Veranstaltungen noch nicht. Die Universität habe für Zoom eine spezielle Campus-Lizenz, die einen besseren Datenschutz als die Standard-Lizenzen böte. Es sei bislang das einzig verlässliche System in der Breite. Über Zoom fänden aktuell täglich ungefähr 4000 Meetings statt, mit 37 000 Teilnehmenden.

Es gebe ein Projekt, um Alternativen zu Zoom sowie einen datenschutzfreundlicheren Einsatz von Zoom zu sondieren. Mittelfristig sei eine Ersetzung geplant, kurzfristig werde es allerdings bei Zoom bleiben, wie bei anderen Universitäten ebenfalls. Das Rektorat sei allerdings bereit zu und offen für Alternativen.

Prorektorin Holm-Müller warf ein, dass DFNconf zu Stoßzeiten überlastet sei.

Rektor Hoch gab an, dass im HRZ neues Personal für die Umsetzung von BBB eingestellt worden sei. Aufgabe sei es hier, die Performance zu steigern und einen breiteren Einsatz zu schaffen. Das Rektorat sei nicht zufrieden mit Zoom; zwar sei es von der Performance her die aktuell beste Lösung, der Datenschutz sei aber nicht gut genug. Die Suche nach Alternativen gehe daher weiter, scheitere aktuell allerdings an den Performanceanforderungen.

Prorektorin Holm-Müller bekräftigte, dass sich BBB gut für kleine Veranstaltungen eigne, aber nicht für den gesamten Lehrebetrieb. Sie überlegt, dass sich die deutschen Universitäten eventuell zusammentun könnten, um Verbesserungen von Zoom zu fordern, die auch beispielsweise einen weitergehenden Schutz der Metadaten bieten sollten.

Frage 21/22

Wann ist mit der Einführung einer UniCard zu rechnen und wie soll diese Konkret aussehen? Wird in diesem Rahmen auf studentische Wünsche bezüglich der Ausgestaltung eingegangen?

Es wurde im SP besprochen, dass die Universitätsverwaltung mit der Einführung eines neuen Campusmanegementsystems [sic!] — anstelle einer UniCard — eine App einführen wolle.
Stimmt dies?
Seit wann ist dies in Planung und wie ist der Stand?
Welche Funktionen soll die App haben?
Was ist mit Studierenden, die keine App benutzen können oder wollen? Wird es eine Alternative geben?
Soll es bei vielen Karten und Ausweisen bleiben oder wird eine Karte eingeführt mit der zusätzlichen Möglichkeit eine App zu benutzen?

Kanzler Gottschalk bekräftige, dass die Umsetzung einer UniCard bereits sehr lange ein Thema sei, dass die Uni beschäftige. Die Umsetzung hier solle im Rahmen des Digital Science Centers passieren. Auch sollen hier Studierende bei der Ausgestaltung zu Wort kommen, schließlich soll die Lösung auch seitens der Studierenden angenommen werden.

Die Umsetzung als App ist etwas, was in Erwägung gezogen wird, allerdings gibt es hier keine Vorentscheidung, was von mehreren Mitgliedern des Rektorats bekräftigt wurde.

Kanzler Gottschalk gab an, dass es wichtig sei, dass es eine Lösung für Studierende wie auch Beschäftigte gebe. Bezüglich der App und ihrer möglichen Probleme stellte er die Option in den Raum, dass auch eine parallele Nutzung von App und Karte möglicherweise umgesetzt werden könnte, gerade in der Anfangsphase. Langfristig werde allerdings möglicherweise angestrebt, eine Lösung zu verwenden, die nur auf eine App setzt, da Plastikkarten eventuell nicht so nachhaltig seien.

Frage 23

Sieht das Rektorat der Universität Bonn langfristig die Perspektive, einzelne Lehreinheiten (z.B. Vorlesungen) auch nach der Corona Pandemie und damit nach dem digitalen Semester in digitaler Form zu erhalten?

Prorektorin Holm-Müller ist der Meinung, dass die Pandemie eine Chance bezüglich der Digitalisierung geboten hat. Viele wurden an die Digitalisierung so erstmals herangeführt und dadurch überzeugt, dass Lösungen wie eCampus gute Lösungen darstellen können. Sie bekräftigt, dass digitale Lösungen definitiv mehr genutzt werden sollten, betont aber auch, dass der Austausch zwischen Studierenden und Lehrenden wichtig sei. Vielleicht gebe es in Zukunft Veranstaltungen, bei denen Präsenz nicht immer erforderlich ist. Sie sei offen für hybride Lösungen auch nach der Pandemie, und sieht es als eine gute Möglichkeit für standortübergreifende Lehre.

Über den Sommer wurden dafür uniweit einige Räume aufgerüstet, mit ungefähr 20 Boards für digitales Schreiben, und Beamer wurden aufgestockt. Es habe sich vieles getan, trotzdem begrüße sie es, wenn der direkte Austausch in Präsenz wieder möglich sein werde.

Frage 24

Wie schätzt das Rektorat der Universität Bonn die gegenwärtige technische Ausstattung der Universität ein und gibt es, sofern ein Verbesserungsbedarf erkannt wurde, langfristige Pläne, diese den Ansprüchen entsprechend anzupassen?

Kanzler Gottschalk resümierte, dass sich „deutlich, deutlich deutlich was verbessert“ habe. Viele Investitionen wurden durch die Pandemie nötig und auch möglich. Dennoch sei auch hier noch Luft nach oben. Vermeintliche Kleinigkeiten wie Steckdosen an jedem Platz erfordern umfangreiche Installationsarbeiten und sind eher langfristig zu realisieren.

Im Vergleich zum Stand vor einigen Jahren habe sich schnell einiges getan. Geplante Bau- und Sanierungsmaßnahmen würden zur Verbesserung genutzt, aber auch Ausbau im Bestand sei nötig. Ziel sei natürlich trotzdem, dass nach Corona Präsenz wieder deutlich stärker vertreten sei.

Frage 25

Sieht das Rektorat die Möglichkeit, in der näheren Vergangenheit bestandene Online-Lizenzen zur vollständigen Einsicht in verschiedene Fachliteratur (z.B. für die Jurist. Fakultät: Beck E-library) erneut zu ermöglichen und die dafür erforderlichen finanziellen Mittel zur Verfügung stellen zu können?

Kanzler Gottschalk erklärte, dass die Verhandlungen mit großen Verlagen sehr schwer seien und die Universitäten da in einer schwierigen Position seien. Dieses Jahr hat es extra Gelder gegeben, er hoffe, dass es die nächsten Jahre auch Gelder dafür gebe.

Rektor Hoch erwähnte, dass in Berufungskommissionen auch immer mehr auf den Einsatz von E-Books geachtet werde.

Frage 30

Beschluss vom 09. September 2020: Behebung der Probleme mit der Straßenprostitution
a.Hat sich das Rektorat inzwischen diesbezüglich an die betroffenen Fachschaften und Fachbereiche gewandt?
b.Was wird unternommen, um Abhilfe zu schaffen?
c.Glauben Sie, dass Student*innen vor Übergriffen durch Universitätsangehörige (Dozierende und Studierende) gut genug geschützt sind, bzw. im Fall eines Übergriffs gut unterstützt werden?

Kanzler Gottschalk erklärt, dass das Rektorat in der Zeit vor Weihnachten mit der Aufrechterhaltung der Lehre unter Pandemiebedingungen sehr gut eingebunden gewesen sei. Allerdings sicherte er zu, dass mit den betreffenden Fachschaften im nächsten Jahr gesprochen werden solle.

Aufseiten der Stadt soll das sogenannte „Innovationsdreieck“, der Bereich Immenburgstraße/Am Dickobskreuz, neu organisiert werden. Die Straßenprostitution solle nach Vorstellung der Stadt verlagert werden und künftig nicht mehr dort verortet sein. Es gebe konkrete Pläne aufseiten der Stadt, und er hoffe auf einen baldigen Beschluss des Stadtrats. Das Rektorat sei in die Gespräche integriert.

Prorektor Sandmann erwähnte, dass die Uni an mehr Sensibilisierung und Prävention sowie einer Verfahrensordnung für gemeldete Übergriffe arbeite. Es solle eine Art Code of Conduct erarbeitet werden, der für alle Personen im Umfeld der Uni, also auch Gäste oder externe Arbeitende, gelten solle. Für Verstöße dagegen sollen Konsequenzen vorbereitet werden. Ebenso sei eine Ombudsperson eingerichtet worden, die die Universität unabhängig berate, sowie eine Beschwerdestelle, welche, anders als an anderen Universitäten, auch für Studierende geöffnet worden sei. Im ersten Quartal des nächsten Jahres sollen weitere Vorschläge an die unterschiedlichen Universitätsgremien folgen.

Frage 31

Beschluss vom 09. September 2020: Beziehungen zum Konfuzius-Institut Bonn
d.Wann ist mit der Evaluierung des Vertrages mit dem Konfuzius Institut zu rechnen?
e.Zeichnet sich bereits eine Tendenz zum Ergebnis ab?

Rektor Hoch erzählte, dass der Vertrag mit dem Konfuzius-Institut Bonn bearbeitet worden sei. Er selbst habe sich nach den berichteten Vorfällen an anderen Universitäten persönlich darum gekümmert und die Mitglieder des Vorstands nach ähnlichen Problemen gefragt. Diese seien durch die Mitglieder absolut verneint worden. Das Konfuzius-Institut habe einen Fokus auf Sprach- und Kulturunterricht, dieser wurde von den Kolleg*innen aus den Fakultäten bestätigt. Das Institut habe einen wissenschaftlichen Beirat, in dem auch Persönlichkeiten außerhalb Bonns sitzen und über die Inhalte wachen.

Die Universität stehe für Wandel durch Austausch. Trotzdem gebe es eine inhaltliche Kontrolle. Die Verträge seien überarbeitet worden, aber eine Abschaffung des Instituts habe nicht zur Diskussion gestanden.

Weitere Fragen

Die Beantwortung der verbleibenden Fragen möchte das Rektorat schriftlich nachreichen, allerdings erst im kommenden Jahr. Wir werden diese Seite aktualisieren, sobald wir Neuigkeiten haben!